Fokussierungsillusion – Eigentlich bist du schon Millionär*in

Ich hätte gerne mehr Freizeit. Eine größere Wohnung. Eine Wohnung, die zentraler liegt. Mitbewohner, die weniger nerven. Ein Auto. Allgemein mehr Geld. Dann wäre ich glücklicher.
Solche Sätze oder ähnliche reden wir uns gerne ein. Hätte ich nur XY, dann wäre ich endlich glücklich. Das stimmt aber nicht, sondern ist lediglich eine Fokussierungsillusion.

Leben wie Millionär*innen

Stell dir mal vor, du wärst MillionärIn. Wie sähe dein Leben aus? Wärst du glücklicher als jetzt? Na klar, schließlich müsstest du dir keine Sorgen mehr darüber machen, ob das Geld am Ende des Monats reicht. Du könntest dir alles Mögliche kaufen, wovon du jetzt nur träumen kannst.

So zumindest stellt sich eine Nicht-Millionärin wie ich (und vermutlich auch du) sich das Leben eines Millionärs vor.

Beim genauerem Betrachten fällt auf: Das ist lediglich eine Illusion. Eine Fokussierungsillusion.

Natürlich hat ein Millionär ein größeres Vermögen als du auf der Bank. Aber das ist im Prinzip auch schon der einzige Aspekt, der einen Millionär von jedem anderen unterscheidet.

Mal abgesehen von der Summe auf deinem Konto lebst du im Prinzip das Leben eines Millionärs/ einer Millionärin.

Selbst wenn du MillionärIn wärst oder in einer Villa leben würdest. Du würdest immer noch regelmäßig arbeiten, an einem ganz normalen Schreibtisch. Du würdest regelmäßig im Stau stehen, oder das Wetter würde dir die Laune und deine Wochenendplanung vermiesen.

Die meisten Faktoren in deinem Leben, zumindest die ausschlaggebenden, haben nichts damit zu tun, ob du MillionärIn bist oder nicht. Dementsprechend würden dich die paar Euro mehr auf dem Konto auch nicht glücklicher machen.

Die Fokussierungsillusion

Auch wenn es ganz logisch klingt, fällt es schwer zu glauben, dass Geld, eine schönere Wohnung oder sonstige Umstände nicht glücklicher machen.

Das liegt daran, dass du einem Aspekt, wie beispielsweise dem Geld, zu große Wichtigkeit zusprichst.

Wenn du daran denkst, wie es wäre, mehr Geld zu haben oder bessere Noten zu schreiben, fokussierst du dich lediglich auf diesen einen Aspekt und blendest alles andere, was deinen Alltag und ein glückliches Leben ausmachen, komplett aus.

Nichts im Leben ist so wichtig, wie Sie denken, während Sie darüber nachdenken.

Daniel Kahnemann

In dem Moment, in dem du über etwas nachdenkst, was du nicht hast, andere aber schon, verleihst du dem Objekt oder dem Zustand eine viel größere Wichtigkeit, als es eigentlich hat.

Bei kleinen Kindern passiert das in einem besonders extremen Ausmaß.

Schon einmal ein Kleinkind gesehen, das freudig auf das Eis in seiner Hand schaut? Mit großen Augen versucht es, etwas von dem Eis abzulecken. Ungeschickt, wie ein Kind eben sein kann, fällt die Kugel aus der Waffel direkt auf den Boden.

Die einzige Lösung: Heulen und Schreien.

In dem Moment ist dieses Eis für das kleine Kind viel wichtiger, als es aus der Distanz betrachtet eigentlich ist. Es ist schließlich nur eine Kugel Eis. Kein Weltuntergang.

Das Kind hat sich allerdings ganz unbewusst seine eigene Fokussierungsillusion erschaffen und nimmt gar nicht wahr, wie unwichtig das heruntergefallene Eis in Wirklichkeit ist.

Der Weg aus der Fokussierungsillusion

Wie im Beispiel mit dem Kind und dem Eis dargestellt, ist der Ausweg aus der Fokussierungsillusion Distanz.

Erst mit einem Blick von außen, dem Blick eines Erwachsenen, erkennst du, wie schlimm die scheinbare Katastrophe – ein heruntergefallenes Eis – tatsächlich ist.

Erst mit ein paar Metern Entfernung ist es möglich, das tatsächliche Ausmaß eines Problems zu erkennen.

In gewissem Ausmaß passiert das ganz automatisch, wenn wir erwachsen werden.

Heute würdest du nicht mehr anfangen zu weinen, wenn dir ein Eis herunterfällt. Du würdest dich zwar immer noch ärgern, aber auch schnell erkennen, dass es eben nur Eis ist und nicht wirklich etwas Schlimmes.

Bei einigen Situationen lernen wir es allerdings nie.

Aus der Ferne betrachtet ist eine schlechte Klausur nur eine schlechte Klausur. Auf alle Klausuren oder andere Leistungen bezogen, die du in deinem Leben erbringst, ist eine Klausur nur ein Bruchteil von dem, was dein Lebensglück ausmacht. Also total nebensächlich.

Um das zu erkennen, müssen meistens aber erst ein paar Tage vergehen. Distanz muss entstehen.

In dem Moment, in dem du das erste Mal mit der Note konfrontiert wirst, liegt dein ganzer Fokus darauf und das Ergebnis ist in dem Moment das Allerwichtigste.

Sieh die Welt mit einem Panorama-Blick

Ein Panorama- oder Weitwinkelblick ermöglicht es dir, eine Situation richtig einschätzen zu können.

Wenn direkt vor dir auf der Straße einer alten Dame die Handtasche geklaut wird, erscheint dir das in dem Moment unfassbar schlimm. Wie kann jemand nur so etwas Gemeines tun?!

Die Frau, die aus dem fünften Stock das Geschehen auf der Straße beobachtet, erkennt, dass der Diebstahl zwar gemein, aber im Ganzen betrachtet, doch recht harmlos ist. Im gleichen Moment wurde nämlich eine Kreuzung weiter ein Radfahrer angefahren.

Wenn dir also das nächste Mal etwas scheinbar Schlimmes passiert oder du dich mit anderen vergleichst und dabei zu dem Schluss kommst, dass es dir schlechter geht als allen anderen, dass du viel mehr Stress hast, die schlechteren Noten schreibst, die kleinere Wohnung hast usw., dann tritt einen Schritt zurück.

Versuche, deinen Blickwinkel zu weiten.

  • Wie viel deines Glücks macht dieser Aspekt tatsächlich aus?
  • Wie wichtig wird das Problem in einer Woche, einem Monat oder einem Jahr sein?

Nur so schaffst du es, den Dingen die Wichtigkeit zuzusprechen, die sie auch tatsächlich verdient haben. So entkommst du der Fokussierungsillusion.
Als netten Nebeneffekt gibt es so auch weniger Dinge, um die du dir Sorgen machen musst.

Bei welchen Aspekten in deinem Leben tappst du häufig in die Fokussierungsillusion?
Teile den Beitrag gerne mit jemandem. 🙂


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