Irgendwie läuft bei den anderen alles besser. Wenn der das so macht, muss ich das dann auch? Bin ich besser oder schlechter? Wer ist schneller, reicher, erfolgreicher, entspannter, gesünder, produktiver,…?
Vergleiche über Vergleiche. Immer ist einer besser oder schlechter als der andere. Aber wozu das Ganze?
Denn obwohl wir das quasi täglich machen: In den allermeisten Fällen fühlt es sich nicht gut an. sich mit anderen Vergleichen macht unglücklich.
Daher kein Wunder, das viele (vielleicht auch du?) den Wunsch hegen: Aufhören sich zu vergleichen! Aber wie?
Warum vergleichen sich Menschen?
Denk mal drüber nach: Wann vergleichst du dich am meisten mit anderen?
Vor allem vergleichen wir uns mit andern, wenn wir selbst vor einer Herausforderung stehen. Um besser mit der bevorstehenden Aufgabe umgehen zu können, schaust du nach links und rechts, schaust, was die anderen zum tun.
Du vergleichst.
Du hast den Wunsch etwas zu erreichen, sich zu verbessern. Wer kann dir dabei am besten helfen? Diejenigen, die es schon geschafft haben. Denn die wissen schließlich wie’s geht.
Und noch einen Schritt weiter zurück: Hinter diesem Drang, dich zu verbessern und erfolgreich zu sein, steht der Glaube: Erfolg macht glücklich.
Glücklich sein ist erstrebenswert und somit auch der Erfolg, der verspricht, dieses Glück hervorzurufen.
Übrigens:
Auch die Werbeindustrie spielt gezielt mit dem Drang sich zu vergleichen. Models mit glatter Haut, strahlend weißen Zähnen, einem schnellen Auto, tollen Ferienhaus usw. erwecken in dir das Verlangen auch so schön, reich, erfolgreich und glücklich zu sein.
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Vergleichen im Kindesalter
Der Lernprozess von Kindern beruht im Prinzip auch auf dem ständigen Vergleichen.
Kinder lernen am Modell. Sie gucken sich Verhaltensweisen von Eltern und anderen Personen in ihrem Umfeld ab und ahmen diese nach.
Eindrücklich zeigte sich das in Banduras Bobo Doll Experiment. Die Kinder, die an dem Versuch teilnahmen, schauten zunächst zu, wie eine Frau auf eine Clownspuppe einschlug, trat und diese durch den Raum warf. Anschließend wurden die Kinder (einzelnd) mit der Clownspuppe allein gelassen.
Was ist daraufhin passiert?
Die Kinder traten und schlugen auf die Puppe ein.
Sie haben sich unbewusst mit der Frau verglichen. Das Verhalten erschien ihnen richtig und nachahmenswert und sie kopierten das Verhalten der Frau.
Grundsätzlich ist das ein wichtiger Lernprozess. Die Fähigkeit, Verhaltensweisen zu kopieren, entsteht nur dann, wenn ein Kind erkennt, dass es vergleichbar mit einem Erwachsenen ist.
Schlißlich würde man nie auf die Idee kommen, das Verhalten eines Hundes zu kopieren, da dieser nicht vergleichbar ist mit einem Menschen.
Vergleichen ist also in gewisserweise eine Kernkompetenz, damit Kinder aus dem Verhalten von Erwachsenen lernen können.
Was kleine Kinder zunächst überlebensfähig macht, gerät mit dem Alter ein wenig aus dem Ruder. Das Vergleichen (so wie du es wahrscheinlich auch kennst) driftet immer mehr ins Negative ab.
Aufwärts und abwärts gerichteter Vergleich
Mit anderen Vergleichen geht immer in zwei Richtungen.
- Aufwärts vergleichen
Du suchst dir jemanden, der besser ist als du, oder etwas erreicht hast, dass du auch gerne erreichen würdest. Die andere Person ist ein Vorbild für dich. Du versuchst, dich der Person, ihrem Erfolg/Aussehen/Verhalten anzunähern. - Abwärts vergleichen
Anstatt zu jemandem aufzuschauen, guckst du hierbei auf andere herab. Dir wird bewusst, was du schon erreicht hast oder wie du nicht sein möchtest. Du fühlst dich besser, indem du dich von der Person abgrenzt.
Es gibt eigentlich immer sowohl Menschen, die besser sind als du, aber eben auch diejenigen die schlechter sind.
Aufhören sich zu vergleichen?! Kann Vergleichen nicht auch gut sein?
Vielleicht bist du auf diesem Beitrag gelandet, weil du den gleichen Wunsch hast: Aufhören sich ständig zu vergleichen.
Dabei ist der Vergleich mit anderen gar nicht immer per se schlecht. Das Vergelciehn und Orientieren an anderen kann auch nützlich sein.
- Selbstfindung
Ein etwas pathetisches Wort, bedeutet aber nichts anderes als: Wissen, wer du bist. Das wird einem häufig erst durch den Vergleich mit anderen klar. Denn so kannst du Unterschiede identifizieren und immer weiter differenzieren, was sich tatsächlich ausmacht. - Inspiration finden
Andere Menschen können eine wertvolle Inspirationsquelle sein. Du bist unzufrieden mit deiner Situation, möchtest etwas ändern oder einfach mal was Neues ausprobieren.
Durch den Blick auf andere kommt da evtl. die ein oder andere Idee, wie du das erreichen könntest. - Motivation für Veränderung
Es brauch für eine Veränderung nicht nur Inspiration, sondern vor allem Motivation. Andere leben dir vor, was du erreichen kannst, wofür du dich eigentlich anstrengst. Das motiviert, denn so hast du ein konkret gesetzes Ziel und eine klare Perspektive.
Wenn du dich das nächste Mal dabei ertappst, wie du dich mit anderen vergleichst, versuche einfach mal die positiven Aspekte daran zu erkennen. Das ist manchmal sogar einfacher als zwanghaft zu versuchen, mit dem Vergleichen aufzuhören.
Tipp:
Um zu verhindern, dass du im ewigen Sumpf der Selbstzweifel versinkst, in den du durch Vergleiche über Vergleiche immer weiter hineingezogen wirst: Sobald du bemerkst, dass du anfängst zu vergleichen:
Innehalten und selbstkritisch reflektieren: Bringt mich das hier gerade weiter?
Wenn der Vergleich eine Inspiration, Motivation oder Energiequelle ist: Go for it! Wenn nicht: Aufhören! - Und zwar sofort! Lenk dich ab, mach etwas anders.
Warum du dich beim Vergleichen schlecht fühlst
Ein schlechtes Gefühl beim Vergleich mit anderen entsteht immer dann, wenn du einen Unterschied zwischen deinem IST-Zustand und deiner Erwartung an dich bzw. deinem Wunschzustand feststellst.
Du merkst, dass KomillitonInnen eine bessere Note als du geschrieben haben. Du hättest diese Note auch gerne. (Wunschzustand, Erwartungshaltung) Dein eigenes Ergebnis ist schlechter. (IST-Zustand)
Eine Diskrepanz zwischen deiner Erwartung an dich selbst und dem IST-Zustand, deiner tatsächlichen Leistung: Deine Note ist nicht so wie du sie gerne hättest. Du fühlst dich schlecht.
Verstärkt wird das schlechte Gefühl dadurch, dass du siehst, dass es möglich war, eine bessere Note zu schreiben. Andere haben das schließlich geschafft.
Denn ganz ehrlich: Wie würdest du dich fühlen, wenn du nicht wüsstest, welche Note die anderen haben? Wie würde es dir gehen, hätten alle die gleiche Note wie du? Wahrscheinlich besser.
Wieso sollte man aufhören sich zu vergleichen?
Im besten Fall nimmst du die Enttäuschung über deine aktuelle Note als Ansporn und Motivation. Du setzt dir als Ziel, nächstes Mal besser abzuschneiden.
Du bildest eine Lerngruppe, mit denen die eine bessere Note hatten oder fragst sie nach ihrer Prüfungsvorbereitung.
Wichtig: Dieses Ziel muss erreichbar sein. Du kannst nicht erwarten, eine gute Note zu schreiben, aber keine Lernzeit zu investieren.
Das Ziel muss erreichbar sein – Und das ist es in den meisten Fällen eben nicht – genau hier liegt das Problem.
Meistens sind die Personen, mit denen du dich vergleichst ‚unerreichbar‘. Oder anders ausgredrückt: Sie haben ganz andere Voraussetzungen als du oder schon einen ganz anderen Weg hinter sich.
Denn selbst wenn du genau den gleichen Lernplan anwendest, wie der/die Jahrgangsbeste, kann es sein, dass du eine schlechtere Note schreiben wirst.
Das hat einen ganz einfachen Grund: Jede(r) ist individuell. Jede(r) hat andere Voraussetzungen.
Das beginnt schon bei der genetischen Veranlagung. Aber auch Faktoren wie ein unterstützendes Umfeld, Räume zum Lernen, persönlich Stärken und Schwächen spielen eine Rolle.
Diese Faktoren kennst du in der Regel nicht. Du siehst nur, dass du und die Person, mit der du dich vergleichst, beide im gleichen Semester das gleiche Fach studiert. Scheinbar gleiche Voraussetzungen… aber eben nur scheinbar.
Vergleich dich nicht mit anderen – Ein Beispiel
Pamela Reif ist eine extrem erfolgreiche Fitness InfluencerIn. Du siehst ihre Videos auf YouTube und ihre Posts auf Instagram und stellst fest:
Sie ist sportlicher als du, trainierter und schafft es beim anstrengendsten Bauchworkout noch zu lächeln, während du sich mit verzerrtem Gesicht und vor Schweiß tropfend auf deiner Matte abquälst.
Du möchtest mehr so sein wie sie!
Dabei übersiehst du aber mal eben die ganzen Schritte, die Pamela Reif gebraucht hat, um dort hinzukommen, wo sie jetzt ist: Jahre voller Training, Schweiß und Selbstdisziplin. Partys zu denen sie nicht gegangen ist, weil sie am nächsten Tag ins Fitnessstudio geht. Diätvorschriften, Durchhaltevermögen, …
Ihr Erfolg und ihr Aussehen kommen definitiv nicht vom Nichtstun.
Du vor deinem Bildschirm denkst dir aber einfach nur: Sie ist sportlicher und besser als ich, warum kann ich nicht auch so sein!?
Und dann entstehen die Ganzen Gründe, warum du und jeder aufhören sollte sich zu vergleichen…
4 gute Gründe aufzuhören sich zu vergleichen
- Du wertest dich selbst ab
Anstatt einfach anzuerkennen, dass jemand etwas gut kann, legst du den Fokus darauf, dass du schlechter bist.
Ein kleiner aber doch gravierender Unterschied. Beim einen schätzt du das Können des anderen Wert, beim anderen wertest du dich selbst ab.
Wenn das dann eskaliert, redest du dich irgendwann sogar schlechter als du eigentlich bist. - Neid und Selbstzweifel
Aus dem Gefühl heraus, schlechter als alle anderen zu sein, entsteht Neid. Neid auf das was die anderen können, was sie haben. Auf ihre Persönlichkeit und auf ihr ganzes Leben. - Selbstzweifel
Und warum ist nur bei anderen alles gut? Bin ich so schlecht? Kann ich überhaupt irgendetwas? Das Vertrauen in dich und deine Fähigkeiten schwindet immer mehr. Was bleibt ist der Selbstzweifel. - Sucht
Neben Leistung und Wohlstand werden häufig Körperbilder miteinander verglichen. Schließlich ist es so einfach: Ein einziger Blick reicht, um sich die ganzen Defizite des eigenen Körpers einzureden. Und das kann gefährlich werden! Unerreichbare Schönheitsideale führen zu Essstörungen und Suchterkrankungen.
Wie kann man aufhören, sich mit andern zu vergleichen?
Auch wenn es nicht nur schlecht ist, möchten doch die meisten aufhören sich zu vergleichen. Denn das würde eine Menge Stress, Selbstzweifel und negativer Gefühle ersparen.
Die Frage ist nur: Wie?
Vergleichen war schließlich noch nie so einfach. und noch nie waren die Vergleichspersonen so fern ab von der Realität. Denn das was du auf Instagram von Leben anderer mitbekommst ist eben nur ein kleiner Teil. Der perfekte, erfolgreiche, spaßige, entspannte, wunderschöne Teil.
Die Probleme und Schwächen bekommst du nicht zu Gesicht. Dadurch wird dir ein perfektes Leben vorgespielt. Deine Erwartungen an dich selbst steigern und die Diskrepanz zwischen Wunsch und IST-Zustand wir immer größer.
Also Schluss damit.
Erkennen, was dir wichtig ist
Das schlimmste am Vergleichen ist, dass du dich auch bei Aspekten vergleichst, die dir eigentlich gar nicht wichtig sind.
Wenn ich einen neuen travel-account auf Instagram entdeckt habe mit lauter tollen Fotos von der ganzen Welt und die InfluecerIn mir erzählt, wie happy sie mit ihrem lifestyle ist, immer unterwegs sein zu können, denke ich: Das will ich auch. Ich will auch unterwegs sein, nie lange an einem Ort bleiben.
Aber eigentlich weiß ich: Ich bin überhaupt nicht der Typ dafür. Ich liebe es ab zu verreisen. Aber ich liebe es auch zu Hause zu sein, und meine Freunde und Familie um mich zu haben.
Nur weil ich es ständig vorgehalten bekomme, denke ich, ich will auch dauerhaft reisen. Dabei stimmt das gar nicht.
Würdest du nicht den ganzen Tag auf Instagram vorgehalten bekommen, wie produktiv alle anderen sind, wie viel sie schaffen, wie perfekt ihre Morgenroutine und ihre Ernährung aussehen, wäre dir das dann immer noch so wichtig?
Ein wichtiger erster Schritt, um dem Vergleichen ein Ende zu setzen, ist es also folgende Frage zu klären: Was ist dir wichtig?
Musst du maximal produktiv sein? Musst du reich sein? Ein großes Haus haben? Um die ganze Welt reisen? Brauchst du die besten Noten? Musst du unglaublich sportlich sein?
Nein? Warum kümmert es dich dann, dass andere das besser können als du?
Dankbarkeit
Wie schon geklärt, kommt das schlechte Gefühl beim Vergleichen dadurch, dass dein IST-Zusand nicht deinem Wunsch entspricht.
Aufhören sich mir anderen zu vergleichen, beginnt also bei dir selbst. Du bist unzufrieden mit deiner Persönlichkeit, deiner Leistung, deinen Lebensumständen usw.
Was dabei fehlt ist Dankbarkeit. Anstatt immer mehr zu wollen, dang doch mal an dankbar für das zu sein, was du hast. Denn das ist wahrscheinlich mehr als du denkst.
Hierbei geht es nicht nur um Materielles, sonder vor allem um darum, deine Stärken und persönlichen Kompetenzen wertzuschätzen.
Was kannst du besonders gut?
Erkenne deine Stärken und versuche diese weiter auszubauen, anstatt dich an den Stärken anderer zu orientieren.
Zusammenarbeit
Anstatt dich von anderen abzugrenzen oder nur annähern zu wollen, arbeite doch einfach mit anderen zusammen.
Ein Beispiel: Du möchtest regelmäßig laufen gehen? Dann suche dir jemanden, der diese Gewohnheit schon etabliert hat. Aber nicht jemanden, der täglich 10km läuft! Denk daran: Es muss machbar und erreichbar sein. Hast du diese Person gefunden, könnt ihr gemeinsam Laufen gehen und voneinander profitieren.
Unvollkommenheit akzeptieren
Warum musst du denn immer alles können und perfekt sein? Nur, weil dir deine inneren Antreiber das dauernd einreden, heißt das noch lange nicht, dass das auch wirklich so ist.
Akzeptiere deine Unvollkommenheit. Du musst nicht immer am besten sein.
Ganz im Gegenteil: Ist es nicht sogar schön, auch mal schlechter zu sein und sich seine Schwächen eingestehen zu können?
Schließlich hast du nur so die Option, neugierig zu bleiben und etwas Neues zu lernen.
Aus Erfahrungen lernen
Deine Note ist nicht so ausgefallen, wie du es wolltest. Na und? Lerne aus der Erfahrung. Sieh es nicht als Misserfolg, sondern als Chance aus deinen Fehlern zu lernen.
Nächstes Mal machst du den gleichen Fehler nicht noch einmal!
Digital Detox
Du möchtest aufhören dich mit anderen zu vergleichen.
Soziale Medien machen dir das leider extrem schwer. Instagram und Co. sind ein riesiger Trigger-Faltor voller scheinbar perfekter Leben, die unerreichbar sind und zum Vergleichen gerade zu einladen.
Also einfach mal radikal sein und digital detox gönnen: Die Instagram-App löschen oder sogar den Account deaktivieren. Das kann manchmal ein richtiges Wundermittel sein.
In welchen Situationen fällt es dir am schwersten, aufzuhören sich zu vergleichen?
Teile diesen Beitrag gerne! 🙂
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