So war das dritte Semester Humanmedizin an der Charité

Auch das dritte Semester Humanmedizin an der Charité ist zu Ende gegangen. Success! Höchste Zeit zurückzublicken und Revue-passieren zu lassen, was in den letzten Monaten an der Uni so los war.

Wie alles begann …

Der Start in das dritte Semester Humanmedizin an der Charité war definitiv begleitet von einer Menge gemischter Gefühle.

Zum einen war da ganz viel Vorfreude: Das dritte Semester ist nicht nur das erste Semester, in dem die Module nicht mehr nur auf kleinteilige Biochemie ausgerichtet sind, es war vor allem auch das erste Präsenzsemester. Studieren am Campus. So richtig mit im Hörsaal sitzen und anderen Menschen um einen herum: Nach einem Jahr Online-Uni war das genau das, was ich wollte!

In diese Vorfreude war allerdings auch ein bisschen Panik gemischt. Denn seit der ersten Woche in diesem Studiengang wurden wir davor gewarnt, dass das dritte und vierte Semester die schlimmsten werden.

Ich kann schonmal vorwegnehmen: Es war definitiv viel und stressig, aber trotzdem auch das beste Semester bisher.

Das dritte Semester Humanmedizin an der Charité im Überblick

Wie jedes Semester ist auch das dritte Semester an der Charité in Modulen aufgebaut. Das dritte Semester besteht aus Modul 9 bis 12.

Modul 9 – Haut

Inhaltlich geht es im Modul 9 um – surprise, surprise – Haut. Beginnend mit den Basics, also dem histologischer Aufbau der Haut. In der Pathophysiologie geht es vor allem um allergische und autoimmune Reaktionen der Haut sowie bakterielle und virale Erkrankungen der Haut. Hierbei wird viel selbst diagnostiziert und gängige Therapieverfahren besprochen.

Das gesamte Modul besteht viel aus Histologie. Denn unterm Mikroskop werden nicht nur die physiologischen Bestandteile der Haut identifiziert, sondern auch die Diagnostik läuft in der Dermatologie oftmals über die Histologie.
Es werden also auch pathologisch veränderte Hautpräparate und Bakterienkulturen unterm Mikroskop betrachtet.

Highlight

Ein absolutes Highlight in diesem Modul war der Nahtkurs. Hierbei bekommt jede/-r Studierende ein Handmodell (also basically ein Stück Schaumstoff mit Gummi darüber, indem Schnitte gesetzt wurden) und dann wird das Nähen geübt. Eine Dermatologin zeigte uns ein paar einfache Nahtmuster aus der dermatologischen Praxis und wir durften einfach ausprobieren und nachmachen.

Rückblickende Erkenntnis

Dermatologie ist definitiv nichts für mich und ich war wirklich froh als das Modul zu Ende war. So schön es auch ist, per Blickdiagnose bestimmte Krankheiten identifizieren zu können, so langweilig und unschön ist es auch. Vielleicht überzeugt mich nochmal jemand vom Gegenteil, aber bisher habe ich das Gefühl, dass die Lösung in der Derma in 90 % der Fälle heißt: Glukokortikoide. Und dafür kann ich mich einfach nicht begeistern.

Das Thema Haut ist zwar nicht das spannendste gewesen, aber das Modul an sich wirklich machbar und – im Vergleich zu dem, was in den anderen Modulen kommt – echt entspannt.

Hätte ich da schon gewusst, wie die anderen Module werden, hätte ich das wahrscheinlich ein bisschen mehr genossen. Aber im Nachhinein ist man eben immer schlauer.

Modul 10 – Bewegung

Das Modul 10 – „Bewegung“ war thematisch etwas, was in den ersten beiden Semestern noch gar nicht thematisiert wurde. Das machte es umso spannender, aber auch überfordernd. Denn mit dem Modul 10 und dem Bewegungsapparat, kam auch die Anatomie und das Muskeln-Lernen.

In Modul 10 geht es also so richtig los mit der Anatomie. Anders als im Regelstudiengang wird die Anatomie in den ersten beiden Semestern an der Charité quasi gar nicht beachtet. Damit ist jetzt Schluss. Und auf einmal steht man dann vor einem Haufen an Muskeln, Bändern und Gelenken, die gelernt werden sollen.

Dazu noch ein Berg an Leistungsphysiologie. Klinisch werden in diesem Modul vor allem orthopädische Krankheitsbilder thematisiert und auch diagnostische Verfahren erlernt.

Highlight

Auch wenn ich an dem Tag selber überhaupt nicht begeistert von der Idee war: Mein Highlight aus Modul 10 war ein Praktikum zum Thema Rückenschule und Laufen als therapeutische Maßnahme.

Theoretischen Hintergrund gab es hier ausnahmsweise mal gar nicht. Stattdessen haben wir erst Rückengymnastik gemacht und waren anschließend eine Runde Joggen.

Bei Unterrichtseinheiten wie dieser weiß man doch wieder, warum man an der Charité im Modellstudiengang studiert!

Rückblickende Erkenntnis

Anatomie ist ganz schön viel! Und auch wenn es am Anfang unmöglich erscheint, wird es wirklich besser und einfacher.

Was sehr hilft, ist von Anfang an mit Bildern zu lernen und sich die lateinischen Fachbegriffe der einzelnen Strukturen und Lagebezeichnungen aus dem lateinischen herzuleiten.
Ich konnte mir beispielsweise absolut nicht merken, welches die Sagittalebene ist: sagitta ist im Lateinischen der Pfeil. Die Sagittalebene tritt durch den Körper, wie wenn man von vorne von einem Pfeil getroffen wurde. Tada! Eigentlich ganz einfach.

Ich war so naiv und dachte: Modul 10 – Das ist jetzt die Zeit, in der mir mal jemand das ganze mit der Anatomie erklärt.

Doch da wurde ich relativ schnell von der Realität eingeholt. Denn die Anatomie-Lehre lässt wirklich zu wünschen übrig. Im Prinzip darfst du dir die Anatomie komplett selbst erarbeiten. Die ist natürlich trotzdem prüfungsrelevant und es ist auch nicht so, dass dafür die restlichen Veranstaltungen irgendwie weniger wären oder so. Nein, es wird aus einem mir unerfindlichen Grund einfach erwartet, dass du das Ganze so nebenbei irgendwie lernst.
Und das ist ganz schön viel und anspruchsvoll – auch wenn es insgesamt immer noch weniger ist als im Regelstudiengang.

Modul 12 – Ernährung, Verdauung, Stoffwechsel

Im Modul 12 wird im Prinzip einmal der gesamte Körper durchlaufen. Was passiert mit dem Essen von der Nahrungsaufnahme, bis zur Zerlegung in die kleinsten Bestandteile. Wie werden Nahrungsbestandteile aufgenommen und zur Energiegewinnung verwertet? Hier greift so richtig die Lernspirale.

Nicht das gesamte Semester hat jedes Modul zur selben Zeit. Daher kam bei mir das zwölfte vor dem elften Modul.

Highlight

Der coolste Kurs war im Modul 12, ein Praktikum, zum Thema Magensonde. Denn hier bekommt jede/-r Studierende die Chance, einander eine Magensonde zu legen.

Rückblickende Erkenntnis

Ich dachte, mit dem Bewegungsapparat hätte ich das schlimmste der Anatomie hinter mir. Rückblickend kann ich darüber nur lachen. Denn ich hatte absolut nicht auf dem Schirm, dass die einzelnen Organe ja auch noch zur Anatomie gehören.

Um ehrlich zu sein: Ich frage mich rückblickend ein bisschen, was ich in den drei Modulwochen getan habe, denn die ganz offensichtlichen Inhalte, wie die Anatomie der einzelnen Bauchorgane, die arterielle Versorgung, venöser Abfluss, Lymphstationen, etc. wurden absolut nicht thematisiert.
Es wird direkt mit einer Vorlesung zur Pankreatitis gestartet, ohne jemals vorher über den Pankreas an sich gesprochen zu haben.

Und an diesem Zeitpunkt im Semester hat mich dann auch die Motivation verlassen. Die Anatomie wurde immer mehr, ich kam nicht mehr hinterher und habe mich nur noch gefragt, wann ich das bitte alles schaffen und lernen soll.

Modul 11 – Herz und Kreislaufsystem

Das Modul „Herz und Kreislaufsystem“ beschäftigt sich mit der Herzphysiologie und den gängigsten Herzerkrankungen. Wann macht das Herz was? Wie wird der Kreislauf reguliert? Wie passen sich Herz und Kreislauf an körperliche Belastungen an? Und wie zum Teufel liest man ein EKG?

Rückblick Erkenntnis

Kardiologie ist mehr Physik als gedacht, denn als es darum ging, wie die Ausschläge im EKG entstehen, habe ich mich gefühlt, als wäre ich zurück im Physikunterricht in der neunten Klasse.

Eine super große Hilfe ist hierbei der EKG-Kurs für Isabel*. Alles rund ums EKG super einfach und verständlich erklärt.

Insgesamt war das Modul „Herz und Kreislauf“ ein sehr gelungenes Modul. Das lag auch daran, dass ich das Glück hatte sehr gute DozentInnen in den U-Kursen zu haben. Die haben sich richtig Zeit genommen, sich EKGs und Echos anzuschauen und auch die banalsten Fragen zu beantworten.

Highlight

Die U-Kurse waren in diesem Modul einfach super! Das heißt allerdings nicht, dass das bei jedem so ist, denn die Qualität von U-Kursen ist (leider) immer sehr Dozent*innen abhängig.

Präparierkurs

Ein großer Bestandteil des dritten Semesters Humanmedizin an der Charité ist der Präparierkurs. Genauer darauf einzugehen, würde allerdings den Rahmen dieses Beitrages sprengen.

Prüfungen im dritten Semester Humanmedizin an der Charité

Die Prüfungen im dritten Semester Humanmedizin an der Charité waren zum Glück nicht allzu dramatisch – aber das ist leider auch eine rückblickende Erkenntnis. Die Prüfungsformate waren zwar nicht besonders aufregend und die Anzahl an Prüfungen überschaulich, aber der Lernstoff trotzdem sehr viel.

Neben der normalen Multiple-Choice-Klausur am Ende eines jeden Semesters kommt im dritten Semester noch eine 3D-MC hinzu. 20 Fragen, pro Frage eine Minute Zeit.

Die Klausur findet in einem der Präp-Säle statt. Pro Saal sind 20 Stationen, ein Student oder eine Studentin pro Station. Eine Station ist entweder eine Körperspender*in, ein Modell oder eine histologische Abbildung, an der eine Struktur markiert ist. Die einzelnen MC-Fragen beziehen sich dann auf das, was an der jeweiligen Station gekennzeichnet ist.
Nach einer Minute kommt das Signal zum Wechsel und jede*r geht eine Station weiter.

In der letzten Semesterwoche findet im Rahmen den Präparierkurses schon eine Probe-3D-MC statt. Ich würde jedem empfehlen, zu diesem Termin da zu sein und teilzunehmen. Denn es gibt einfach einen Einblick, wie die Prüfung konkret abläuft und hat mir persönlich ein wenig die Angst genommen, denn eine Minute ist doch mehr Zeit als vorher gedacht.

Fazit

Das dritte Semester Humanmedizin war sehr anspruchsvoll und viel. Es braucht eine Menge Selbstdisziplin und Durchhaltevermögen, bei der Anatomie am Ball zu bleiben. Die Prüfungsvorbereitung ist aber definitiv angenehmer, wenn du während des Semesters nebenbei schon Anatomie lernst.

Trotz des großen Arbeitsaufwandes und des zeitweise sehr hohen Stresslevels war es definitiv auch das beste Semester bisher. Die Themen hatten einen starken klinischen Bezug und allgemein war das Semester sehr abwechslungsreich und definitiv nicht langweilig.

An der zeitlichen Aufteilung gibt es allerdings noch ein wenig Verbesserungsbedarf. Das Modul „Haut“ besteht aus vier Wochen und „Ernährung, Verdauung und Stoffwechsel“ aus nur drei. Die vierte Woche aus dem Modul „Haut“ könnte man an anderer Stelle im Semester definitiv dringender gebrauchen.

Ich habe jetzt definitiv Respekt vorm kommenden vierten Semester, denn dort warten Herausforderungen wie die Neuroanatomie und der zweite Teil der SMPP auf mich.
Aber ich freue mich auch schon. Denn es wird wieder ein Präsenzsemester, und irgendwie wird es wohl zu schaffen sein, oder?!

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