Das Ocean-Modell definiert, was Persönlichkeiten ausmacht.
Wodurch definiert sich meine Persönlichkeit und was bedeutet das für mich?
Das Ocean-Modell definiert Persönlichkeiten durch 5 Merkmale. Es wird daher auch 5-Faktoren-Modell oder Big-Five genannt.
Welche 5 Faktoren zum Ocean-Modell gehören und wie sich diese in deinem Alltag wiederfinden lassen, erfährst du in diesem Beitrag.
Dieser Beitrag beschäftigt sich mit dem Ocean-Modell.
Entstehung des Ocean-Modells
Zurückzuführen ist das Ocean-Modell auf Costa und McCrae. Sie waren der Meinung, dass sich alle Persönlichkeiten durch 5 Merkmale beschreiben lassen und dass durch verschieden starke Ausprägungen dieser Eigenschaften individuelle Persönlichkeitsprofile entstehen.
Mittlerweile gilt es international als das universelle Standardmodell in der Persönlichkeitsforschung.
Bei der Frage, wie diese verschiedenen Ausprägungen zustande kommen, ist sich die Forschung derzeit noch uneinig.
Manche sagen, die Gene haben bestimmen zu 70 %, wie deine Persönlichkeit ausgeprägt ist. Die anderen 30 % werden durch dein soziales Umfeld, deine Erziehung und Lebensumstände allgemein beeinflusst.
Andere behaupten, die Verteilung sei 50/50.
Es steht allerdings fest: Sowohl genetische Veranlagung als auch externe Faktoren haben einen Einfluss auf die individuelle Persönlichkeitsbildung.
Was bedeuten das Ocean-Modell?
Im Englischen lassen sich aus den Anfangsbuchstaben der fünf Persönlichkeitsmerkmale die Akronyme CANOE und OCEAN bilden.
Falls du dir die Persönlichkeitsmerkmale merken möchtest, sind sie eine gute Eselsbrücke
Openness (Offenheit)
Consciousness (Gewissenhaftigkeit)
Extraversion (Extravertiertheit)
Agreeableness (Verträglichkeit)
Neoroticism (Neurotizismus)
Bevor genauer auf die einzelnen Persönlichkeitsmerkmale des 5-Faktoren-Modells erläutert werden, eine kleine Anmerkung: Keines der Merkmale ist allgemein besser oder schlechter als ein anderes.
Für jedes Merkmal lassen sich Situationen finden, in denen dieses Charakteristikum von Vorteil ist, und welche, in denen es dir Schwierigkeiten bereitet.(Mehr dazu findest du weiter unten im Beitrag.)
Offenheit
Menschen mit ausgeprägter Offenheit zeichnen sich durch eine große Offenheit für Neues aus. Sie trauen sich, Altes zu hinterfragen und Wege einzuschlagen, die bisher keiner gegangen ist.
Sie sind:
- abenteuerlustig
- wissbegierig
- neugierig
- enthusiastisch
- kreativ
- ideenreich
- experimentierfreudig
- aufgeweckt
- …
Das Gegenteil von Offenheit wäre stark konservatives Denken, das Festhalten an bewährten Regeln und Normen.
Gewissenhaftigkeit
Eine hohe Gewissenhaftigkeit zeigt sich darin, dass Menschen ihre Aufgaben ernst nehmen. Sie sind bei der Sache und versuchen alles so gut wie möglich zu bearbeiten.
Charakteristisch sind:
- Sorgfalt
- Verantwortungsbewusstsein
- Effizienz
- Zuverlässigkeit
- Zielstrebigkeit
- …
Das Leben einer gewissenhaften Person ist strukturiert und durchgeplant.
Spontanität ist eher überfordert und wird vermieden. Alles spontan aus dem Bauch heraus zu entscheiden spricht für eine niedrige ausgeprägte Gewissenhaftigkeit.
Extravertiertheit
Extravertierte Menschen fühlen sich besonders wohl, wenn sie unter anderen Menschen sind und sich mitteilen können.
Sie lassen sich beschreiben als:
- kontaktfreudig
- lebhaft
- gesellig
- kommunikativ
- aufgeschlossen
- selbstsicher
- gesprächig
- …
Das Gegenteil von Extravertiertheit sind introvertierte Menschen. Sie sind lieber für sich und wirken auf andere distanziert und verschlossen.
Verträglichkeit
Auch die Verträglichkeit bezieht sich auf den Umgang mit anderen. Verträgliche Menschen sind diejenigen, die eigentlich mit allen klarkommen. Während extravertierte etwas zu offensiv sein können, gerade wenn man selbst eher introvertiert ist, begegnen verträgliche Menschen einem mehr auf dem eigenen Offenheits-Level.
Sie sind anderen gegenüber:
- verständnisvoll
- hilfsbereit
- vertrauensvoll
- kompromissbereit
- wohlwollend
- …
Im Gegenzug fällt es Personen mit starker Verträglichkeit schwer ,sich durchzusetzen und ihre Meinung zu vertreten. Sie neigen in Diskussionen und Streitigkeiten eher dazu, nachzugeben.
Eine gering ausgeprägte Verträglichkeit äußert sich in Misstrauen und Egozentrik.
Neurotizismus
Neurotizistische Menschen sind hochsensibel und besonders stressanfällig.
Sie sind häufig:
- unsicher
- nervös
- ängstlich
- angespannt
- verlegen
- …
Allerdings sind Menschen mit ausgeprägten Neurotizismus auch sehr emphatisch.
Ruhe und Gelassenheit sind das Gegenteil einer neurotizistischen Ausprägung.
Das Ocean-Modell im Alltag
Psychologische Theorien und Modelle sind immer ganz interessant anzuschauen, aber so richtig relevant werden sie erst, wenn sie sich auch auf das eigene Leben übertragen lassen.
Da du täglich mit deiner eigenen und auch mit anderen Persönlichkeiten konfrontiert bist, kannst du aus diesem Modell recht einfach einen Nutzen für dich ziehen.
Wie schon erwähnt, haben die unterschiedlichen Eigenschaften jeweils Vor- und Nachteile in verschiedenen Situationen.
Ich möchte mich auf die Vorteile fokussieren:
Prüfungsvorbereitung
Bei der Prüfungsvorbereitung ist es hilfreich, eine stark ausgeprägte Gewissenhaftigkeit zu haben. Ein Lernplan wird strukturiert und übersichtlich erstellt und selbst die umfangreichsten Themen werden bis zur Prüfung pflichtbewusst abgearbeitet.
Man sagt auch, dass diese Menschen diejenigen sind, die später den größten beruflichen Erfolg haben, da sie zielstrebig an ihren Zielen arbeiten.
Situations-Management
Neue Situationen bedeuten für viele Menschen Stress, denn es bedeutet, die Komfortzone zu verlassen.
Für eine offene Person ist das kein Problem. Was andere überfordert und in Stress versetzen, ist für eine offene Person einfach nur großartig. Es erweckt Neugier und Wissensdurst.
In Situationen, die dich aufregen, ist ein wenig Verträglichkeit genau das richtige. Während andere sich stundenlang aufregen und ihre ganze Energie auf ihren Ärger verwenden, fällt es einer verträglichen Person leicht, sich damit abzufinden.
Sie kann Verständnis dafür aufbringen, dass die Vorlesung schon wieder ausgefallen ist und die Bahn jetzt auch noch zu spät ist. Das kann eine Menge Stress und Unzufriedenheit ersparen.
Neurotizismus schützt vor unüberlegter Dummheit. Ein wenig Angst und Zweifel, ob das wirklich die beste Entscheidung ist, hilft zu verhindern, dass du dich blindlings in irgendwelche Situationen stürzt und ein Risiko eingehst, dass du im Nachhinein vielleicht bereust.
Lerngruppen
In Lerngruppen oder Gruppenarbeiten allgemein, ist es immer hilfreich eine Konstellation aus Menschen zu haben, mit denen sich zielstrebig arbeiten lässt.
Ein*e Gewissenhafte*r ist gut, um die Struktur und den Zeitplan im Blick zu halten.
Extravertiertheit sorgt für einen regen Austausch, kann im Übermaß aber auch schnell zu Konflikten führen, wenn zu viele die ganze Zeit reden wollen.
Verträglichkeit ist hilfreich, um gemeinsam Entscheidungen zu treffen, allerdings sollte die Gruppe auch darauf achten, diejenigen mit starken Verträglichkeit auch mal nach ihrer Meinung zu fragen.
Ein bunter Mix der verschiedenen Persönlichkeitsmerkmale ist also schon einmal ein gutes Fundament für eine erfolgreiche Gruppenarbeit.
Jetzt kennst du das OCEAN-Modell!
Hast du dir schon einmal Gedanken darüber gemacht, welche Persönlichkeitsmerkmale bei dir besonders stark ausgeprägt sind?
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