Flexibilität: Warum ich sie vermeide und du es mir nachmachen solltest

Flexibilität ist heutzutage eine gern gesehene Eigenschaft. Sie gehört zu den Dingen, die man bei einem Bewerbungsgespräch als Stärken nennt, um den Arbeitgeber von sich zu überzeugen.
Außerdem ist es einfach cooler, flexibel zu sein, anstatt sich immer an einen festen Plan zu halten.

Dabei gibt es sehr gute Gründe dafür, Flexibilität aus seinem Leben zu streichen und sich stattdessen an bedingungslose Prinzipien zu halten.

Was bedeutet Flexibilität?

Flexibel zu sein bedeutet im Grunde erst einmal nur, anpassungsfähig zu sein.

Auf den Alltag bezogen heißt das, dass du die Dinge eher auf dich zukommen lässt und deine Pläne gegebenenfalls anpasst oder sogar ganz über den Haufen wirfst.

Wenn die Nachbereitung einer Vorlesung einmal länger dauert, dann arbeitest du eben bis in die Nacht. Oder auch andersherum: Wenn das Wetter gerade gut ist, machst du eben gar nichts für die Uni, sondern verbringst die ganze Woche mit deinen Freunden am See.

Das Problem mit der Flexibilität

Anders als vorerst angenommen, sorgt Flexibilität nicht unbedingt für mehr Glück im Leben, sondern überfordert eher, macht unglücklich, müde und verhindert, dass du deine Ziele erreichst.

Denn die viel gepriesene Flexibilität führt zu zwei großen Problemen.

Problem Nummer 1: Entscheidungsmüdigkeit

Wenn du voll und ganz auf Flexibilität setzt, bedeutet das, dass du bei jeder Situation neu entscheiden musst, was du tust.

Opferst du nun deinen Abend für die Nachbereitung auf oder nicht?

Fährst du mit an den See oder besuchst lieber die Vorlesungen?

Das sind ganz schön viele Entscheidungen am Tag. Das Problem: Du hast an einem Tag nur ein bestimmtes Pensum an Willensstärke zur Verfügung.

Stell es dir wie ein Glas Wasser vor. Bei jeder Entscheidungssituation trinkst du einen Schluck daraus. Bei vielen Entscheidungen am Tag ist nicht genug Wasser bzw. Willensstärke im Glas.

Wenn keine Willensstärke mehr vorhanden ist, nimmst du die bequemste Lösung, die in den meisten Fällen aber nicht unbedingt die richtige ist.

Problem Nummer 2: Du weißt nicht, wer du bist

Flexible Menschen sind unberechenbar.

Sie entscheiden jedes Mal aufs Neue, daher ist ihre Lebensgestaltung stark von ihrer momentanen Laune abhängig.

Unberechenbarkeit kann im Umkehrschluss aber auch fehlende Souveränität heißen. Andere können dich nicht richtig einschätzen, wissen nicht, was sie von dir zu erwarten haben oder erwarten können.

Schließlich weißt du es selber nicht so genau, wenn du von Situation zu Situation neu entscheidest.

Alternative zur Flexibilität: Bedingungslose Prinzipien

Bedingungslose Prinzipien, Gelübde, Versprechen oder auch auf Englisch commitments.

Du kannst es nennen, wie du willst, diese Worte bedeuten alle das Gleiche: Ein Grundsatz, der deinem Handeln und deinen Entscheidungen zu Grunde liegt, über den nicht mehr weiter diskutiert wird.

Der US-amerikanische Wirtschaftswissenschaftler Clayton M. Christensen setzte sich bestimmte Prinzipien, um nicht wie viele andere in seiner Branche die erste Hälfte seines Lebens ausschließlich mit Arbeit zu verbringen, nur um später einmal, wenn er älter ist und die Kinder schon wieder aus dem Haus sind, finanziell ausgesorgt und mehr Zeit für andere Dinge zu haben.

Seine Prinzipien waren:

  1. Wochenenden sind arbeitsfrei und
  2. unter der Woche wird mit der Familie zu Hause zu Abend gegessen.

Durch diese zunächst sehr simpel erscheinenden Prinzipien stellte er sicher, dass seine Familie neben der Arbeit nicht zu kurz kommt.

Richtige Prinzipien für dich finden

Es mag zwar auf den ersten Blick so wirken, als würdest du dich durch Prinzipien einschränken, aber es ist eigentlich genau das Gegenteil.

Du sparst sogar Zeit, denn deine Entscheidung steht ja schon fest und du gehst sicher, dass die Dinge, die dir wichtig sind, einen Platz in deinem Leben behalten.

Ein Prinzip könnte beispielsweise sein, um 18:00 Uhr aufzuhören, etwas für die Uni zu tun. Damit vermeidest du, dass du dich überlastest, verpflichtest dich aber auch dazu, die Zeit davor zu nutzen, um das zu schaffen, was du dir vorgenommen hast.

Weitere mögliche Prinzipien wären:

  • Ich gucke nicht auf mein Handy, bevor ich morgens eine Stunde gelernt habe.
  • Ich widme der Uni jeden Tag 6 Stunden.
  • Wochenenden sind unifreie Zeit.

Du kannst Prinzipien aber auch auf alle anderen Lebensbereiche anwenden.

  • Ich kaufe keine Fast Fashion.
  • Ich gehe nicht hungrig einkaufen.
  • Ich treffe mich mindestens einmal die Woche mit meiner besten Freundin.

Insgesamt helfen die Prinzipien dabei, die Dinge in deinem Leben zu erhalten, die dir wichtig sind, und deine Ziele zu erreichen.

Zudem helfen sie auch den Menschen um dich herum, denn sie wissen, wann du verfügbar bist und für was du zu haben bist und für was eben nicht.

Das Einzige, was du bei deinen Prinzipien beachten musst, ist, dass du sie auch einhältst, denn es ist viel einfacher, sich zu 100% an ein Prinzip zu halten als nur zu 99%.

Wenn du einmal mit einer Ausnahme anfängst, wird das Prinzip nicht zur Gewohnheit.

Die Macht der Prinzipien

Wie wirkungsvoll Prinzipien sein können, verdeutlicht auch das Beispiel des Kalten Krieges.

Es gab zwar keinen aktiven Kriegsschauplatz, aber beide beteiligten Parteien wussten, dass der andere auch den roten Knopf zum Raketenangriff drücken würde, wenn sie es zuerst täten.

Ein festes Prinzip und das Wissen, dass sich die gegnerische Partei an dieses Prinzip halten würde, reichte aus, um den Knopf nicht zu drücken.

Auch der erfolgreichste Investor Warren Buffet hält sich an Prinzipien. Eins wäre beispielsweise, dass er keine Nachverhandlungen zulässt. Wenn jemand sein Unternehmen an ihn verkaufen möchte, hat er genau eine Chance, einen Preis zu nennen

Buffet lehnt dann ab oder stimmt zu. Aber einmal entschieden, bleibt er dabei.

Dadurch geht er sicher, immer den besten Deal angeboten zu bekommen.

Bist du eher flexibel, oder hast du bestimmte Prinzipien, an die du dich hältst?
Welche Prinzipien möchtest du gerne in dein Leben integrieren?

Teile den Artikel mit jemanden, dem er weiterhelfen könnte. 🙂


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