Wenn du erfolgreich sein möchtest, dann musst du nur hart genug arbeiten. Das ist ein weit verbreiteter Glaube.
Er erscheint nüchtern, aber realistisch.
Wer bereit ist, viel zu tun, wird auch viel erreichen.
Bei genauerer Betrachtung ist das aber höchstens die halbe Wahrheit. Der ausschlaggebende Faktor ist die Eizellen-Lotterie.
Erfolg ist kein Glück
Erfolg ist kein Glück, sondern nur das Ergebnis von Blut, Schweiß und Tränen.
Kontra K
Kontra K ist nicht der Einzige, der daran glaubt, dass einen harte Arbeit zum Erfolg bringt.
Schließlich ist Überarbeitung ein weit verbreitetes Phänomen. Arbeite hart, sei den anderen immer einen Schritt voraus, dann wirst du erfolgreich und glücklich sein.
Klingt gut, oder? Du bekommst zwar nichts geschenkt, hast aber letztendlich dein Schicksal selbst in der Hand. Wenn du bereit bist, genug zu investieren, dann wird es sich auch auszahlen.
Denke mal darüber nach: Wie viel deines bisherigen Lebenserfolgs hast du dir selbst zuzuschreiben? Wie viel davon war Glück?
Du hast als Kleinkind meistens auf deine Eltern gehört, durch regelmäßiges Training hast du beim Tennis regelmäßig eine Medaille gewonnen, du hast dich in der Schule angestrengt, dein Abi geschafft und dich eigeninitiativ an der Uni eingeschrieben.
Deinen Lebenserfolg hast du dir also zu 70%, vielleicht sogar 80% selbst zuzuschreiben?
Das Enttäuschende vorweg: Je länger du darüber nachdenken wirst, wie viel deines Erfolges wirklich deine Eigenleistung ist, desto mehr wirst du feststellen, dass das Meiste einer großen Portion Glück zu verdanken ist.
Die Eizellen-Lotterie
Warren Buffet spricht hinsichtlich dieser Überlegung, also wie viel vom eigenen Erfolg wirklich eigene Leistung ist, von der „Ovarian lottery“, also der „Eierstock- oder Eizellen-Lotterie“.
The ovarian lottery is “the most important event in which you’ll ever participate. It’s going to determine way more than what school you go to, how hard you work, all kinds of things.”
Warren Buffet
Die Eizellen-Lotterie legt also den Grundstein für dein gesamtes Leben und bestimmt somit auch, wie viel Erfolg du im Leben haben wirst und wie es dir finanziell ergehen wird.
Es klingt zwar ziemlich willkürlich, dass dein ganzes Leben durch eine Lotterie vorbestimmt wird, aber Buffet hat damit nicht Unrecht.
Seine Theorie lässt sich schon durch ein einfaches Selbstexperiment bestätigen.
Wie viel Geld würdest du dafür hergeben, in Deutschland anstelle von Bangladesch geboren zu werden?
Die meisten kommen dabei auf sehr hohe Summen.
Kein Wunder. Was bringt dir schließlich Geld, wenn du keine Chance bekommst, dich zu bilden und zu lernen mit Geld umzugehen? Oder eine Tätigkeit auszuüben, die dir gefällt?
Was bringt dir das Geld, wenn dein Leben wegen schlechter Lebensbedingungen und einem unzureichenden Lebensstandard so kurz ist, dass du gar keine Chance bekommst, das Geld auszugeben?
Der „richtige Geburtsort“ hat also einen großen Einfluss darauf, wie das Leben eines Menschen verlaufen wird. Ansonsten wäre es niemandem das Geld wert.
Wären dein Erfolg und Wohlergehen unabhängig vom Geburtsort, müsste man schließlich keinen Cent dafür bezahlen, in einem bestimmten Land aufzuwachsen. Es wäre ja egal.
Der Geburtsort ist ein wichtiger Faktor bei der Lebensgestaltung und eindeutig absolut unabhängig davon, wie hart du arbeitest.
Kriterien der Eizellen-Lotterie
Es gibt noch viele weitere Faktoren, die ganz unabhängig von deinen Anstrengungen und Fähigkeiten über deinen Erfolg entscheiden:
- Das Land, in dem du lebst.
- Die Stadt und das Viertel, in dem du aufgewachsen bist.
- Die Familie, in die du hineingeboren wurdest.
- Die Lehrenden, die dich unterrichtet haben oder immer noch unterrichten.
- Die Krankheiten, die dich verschont oder getroffen haben.
Selbst zwischen zwei Kindern, die in der selben Stadt aufgewachsen sind, kann es also enorme Unterschiede im Lebenslauf geben, die absolut gar nichts damit zu tun haben, wie sehr sich die beiden Kinder anstrengen.
Während das eine Kind wohlbehütet im Einfamilienhaus am Stadtrand aufwächst, verbringt das andere seine Kindheit in einer stickigen Wohnung im 13. Stock. Akademikergegend gegen Problemviertel. Das eine Kind verbringt eine Kindheit wie im Bilderbuch, wird gefördert und gefordert, kann sich selbst ausprobieren. Das andere muss früh lernen, was es heißt, wenig Geld zu haben, sich alleine durchzuschlagen, und kommt schon früh mit Gewalt in Kontakt.
Und das nur, weil es am falschen Ort, in der falschen Umgebung lebt.
Zur richtigen Zeit am richtigen Ort
Die ganzen Was-wäre-wenn-Szenarien lassen sich noch viel weiter spinnen.
Nur 6% aller Menschen, die jemals gelebt haben, leben in der heutigen Zeit.
Stell dir vor, du wärst ein Sklave im alten Rom oder das Mittagessen eines Säbelzahntigers…
Wäre ich in der Steinzeit aufgewachsen und müsste vor einem Raubtier fliehen, würde ich wahrscheinlich nicht lange überleben.
Und selbst wenn ich nur vor 100 Jahren geboren wäre, könnte ich als Frau nicht frei entscheiden, wie ich mein Leben gestalten möchte. Mein schulischer oder beruflicher Erfolg wäre nur wenig von meiner Eigenleistung und viel mehr davon abhängig, wie die männlichen Mitglieder meiner Familie sich meine Zukunft vorstellen.
Und was ist mit dir?
Auch deine Eigenschaften und Charakterzüge sind letztendlich mehr oder weniger das Ergebnis der Eizellen-Lotterie.
Wenn sie nicht in deinen Genen verankert sind, werden sie zumindest stark von deinem Umfeld, in dem du aufwächst, beeinflusst.
Intelligenz, Zuverlässigkeit, Extrovertiertheit. Eigenschaften, die dir zum Erfolg verhelfen. Gleichzeitig Eigenschaften, auf die du keinen Einfluss hast.
Na klar kannst du dich weiterbilden. Du kannst auch daran arbeiten, weniger introvertiert zu sein und dich an Abmachungen zu halten. Aber eben immer nur bis zu einem gewissen Grad.
Der Grundstein dafür ist in deiner DNA und deiner Erziehung verankert. Sprich: Außerhalb deiner Reichweite.
Was tun mit unverdientem Erfolg?
Fest steht: Im Grunde hast du deinen Erfolg nicht verdient, sondern einfach eine Menge Glück gehabt.
Natürlich gibt es auch Menschen, die noch mehr Glück hatten als du.
Die meisten jedoch hatten weniger.
Was bedeutet das für dich?
In erster Linie bedeutet das, dass es eine Menge Dinge gibt, für die du Dankbarkeit zeigen solltest. Sei dankbar für das riesige Glück, das du schon hattest, bevor du überhaupt deinen ersten Atemzug gemacht hast.
Als nächstes kann eine großzügige Portion Bescheidenheit nicht schaden.
Es ist toll, wenn du etwas erreicht hast. Das ist aber noch längst kein Grund, dich anderen überlegen zu fühlen. Wäre die Eizellen-Lotterie bei deinem/-r Konkurrenten/tin genauso glücklich wie bei dir verlaufen, hätte er oder sie es vielleicht auch so weit geschafft.
Und zuletzt: Gib zu, dass nicht alles dein Erfolg ist. Erkenne die Arbeit von anderen, die letztendlich zu deinem Erfolg geführt hat, an. Sei es die Unterstützung deiner Freunde, die gute Zusammenarbeit mit deinen Kollegen/ Kommilitonen oder Mitschülern.
Teile den Beitrag gerne mit jemandem, der sich seinem Glück in der Eizellen-Lotterie noch nicht bewusst ist. 🙂
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