Ich mag lernen. Ich würde sogar soweit gehen, zu behaupten, lernen zu lieben.
Jeder lernt in seinem Leben, meist sogar freiwillig, und trotzdem hat Lernen häufig einen bitteren Beigeschmack.
Seine Fähigkeiten und sein Wissen zu erweitern, wird als Last wahrgenommen, Menschen, die Spaß am Lernen haben, abschätzig als „Streber“ bezeichnet.
Das muss sich ändern, denn um Spaß am Lernen zu haben und somit eine schöne Studienzeit zu erleben, hilft es, das Lernen lieben zu lernen.
Warum ich lernen liebe? Aus folgenden 10 Gründen:
1. Lernen eröffnet Möglichkeiten
Schon wenn man sich die Zulassungsbeschränkungen an Universitäten anschaut, wird klar, dass Lernen und daraus resultierende gute Noten Möglichkeiten eröffnen.
Die Auswahl an Studiengängen ist mit einem Schnitt von 1,5 sehr viel größer als mit einem 3,7er Abitur.
Gerade wenn du noch nicht so ganz weißt, was du einmal mit deinem Leben anfangen möchtest, hilft es, dir Möglichkeiten offen zu halten.
Denn sollte einmal der Tag kommen, an dem du dich entschieden hast, wäre es doch schade, wenn es an den Noten scheitert.
Es geht hierbei aber nicht nur um gute Noten oder akademischen Erfolg.
Jede Art von Qualifikation, egal ob akademische Erfolge, praktische Fertigkeiten, emotionale Intelligenz,… alles neu Erlernte qualifiziert dich und eröffnet dir neue Möglichkeiten.
Je mehr Qualifikationen du hast, desto einzigartiger und unersetzbarer machst du dich.
Ärzte gibt es viele. Aber um einen deutschen Arzt zu finden, der norwegisch spricht, musst du vermutlich etwas länger suchen. Als einziger norwegisch sprechende Arzt bist du in deiner Stadt also unersetzbar, wenn es um die Versorgung von Norwegern geht.
2. Lernen verändert den Blickwinkel
Ich stelle mir den persönlichen Blick auf die Welt so vor:
Am Anfang des Lebens ist es so, als würdest du durch ein Rohr gucken. Dadurch erkennt ein Kleinkind nur seine Eltern und Essen. Mit jeder neu erlernten Fähigkeit erweitert sich dieses Rohr. Es ermöglicht den Blick auf weitere Familienmitglieder, Spielsachen und erste Freunde.
Nach und nach werden immer mehr Sachen sichtbar, die zuvor durch den verengten Blick durch das Rohr verdeckt waren.
Diese Erweiterung hört nicht auf, nur weil man auf einmal Sprechen, Laufen und für sich selbst sorgen kann, sie schreitet ein Leben lang fort, wenn man das denn will.
Beispielsweise beinhaltet jede Sprache Eigenheiten, die Details über die dazugehörende Kultur offenbaren.
Naturwissenschaften lassen dich deinen eigenen Körper und die Umwelt besser verstehen.
Bücher eröffnen dir Einblicke in andere Zeiten und Köpfe anderer Menschen, lassen dich also die Welt aus einer Perspektive sehen, die du selber nie einnehmen könntest.
Je mehr du weißt, desto mehr Facetten kannst du in deinem Leben erkennen und desto spannender und vielfältiger wird es.
3. Lernen ist eine Herausforderungen und schafft Erfolgserlebnisse
Lernen ist eine Herausforderung. Eine Aufgabe, der du dich stellst, um sie erfolgreich zu absolvieren.
Es gibt keinen Gegner bzw. du bist dein eigener Gegner.
Am Anfang eines Lernprozesses scheint es jedes Mal unmöglich, eine so große Menge an Lernstoff in dein Hirn zu bekommen. Und irgendwie klappt’s dann doch…
Und dieses Gefühl ist großartig.
Das Gefühl, etwas geschafft zu haben. Das Gefühl, dich angestrengt zu haben und deine Anstrengung und dein Fleiß zahlen sich aus.
Lernen bringt Erfolgserlebnisse mit sich. Manchmal dauert es ein wenig länger, aber jede Anstrengung und investierte Stunde zahlt sich irgendwann aus.
(Nicht ohne Grund ist die Happy-End-Szene in High-School-Filmen häufig die, in der alle nach ihren Abschlussprüfungen ihre Hüte in die Luft werfen.)
4. Lernen verbindet mit anderen
Wenn du ans Lernen denkst, welches Bild kommt dir dabei als erstes in den Kopf?
Ich glaube, bei vielen ist es jemand, der alleine am Schreibtisch sitzt und verzweifelt versucht, Fakten in sein Hirn zu prügeln.
Dabei entspricht dieses Bild gar nicht der Realität, denn Lernen ist nichts, das nur alleine geschafft wird. Lernen verbindet mit anderen Menschen und kann sogar Freundschaften entstehen lassen.
Die meisten Kindheits- und Jugendfreundschaften entstehen in der Schule.
Klar, in der Schule kann man daran zweifeln, ob nun wirklich das Lernen der Grund für die Freundschaften ist, oder einfach das tägliche Beisammensein, aber sobald man aus dem schulischen Kontext herausgeht, ist das definitiv so.
Wenn du in einem anderen Land bist und versuchst, die dortige Sprache zu lernen, kommst du viel schneller mit Einheimischen ins Gespräch, denn viele freuen sich, wenn Reisende versuchen, ihre Sprache zu erlernen.
Um durchs Lernen neue Leute kennenzulernen musst du aber nicht erst in andere Länder fliegen, schließlich ist die Uni direkt in deiner Stadt.
Das geteilte Interesse an einem Fach ist immer ein gutes Gesprächthema. Und nichts schweißt besser zusammen als das gemeinsame Verzweifeln über den Übungsaufgaben, die stressigen Klausurenphasen und die anschließende Freude darüber, es endlich geschafft zu haben.
5. Neues zu lernen bringt Abwechslung ins Leben
Ein Leben ohne Lernen stelle ich mir unglaublich langweilig vor.
Denn Lernen ist die Voraussetzung dafür, sich weiterzuentwickeln und neue Dinge zu entdecken.
Ständig etwas Neues zu entdecken und zu verstehen, macht das Leben abwechslungsreich und verhindert, dass der eigene Alltag irgendwann langweilig wird.
6. Lernen stärkt das Selbstbewusstsein
Kennst du das Gefühl, umgeben von Menschen zu sein, die gefühlt alle schlauer sind als du? Alle fachsimpeln über irgendetwas und du kannst nicht einmal folgen, weil nur so mit Fremdwörtern um sich geschmissen wird.
In so einer Situation wirst du immer stiller und hoffst, dass dich bloß niemand anspricht, damit deine Unwissenheit ja nicht auffliegt.
Nicht mitreden zu können, lässt das Selbstbewusstsein innerhalb weniger Minuten radikal schrumpfen.
Auf der anderen Seite stärkt es das Selbstbewusstsein, etwas zu wissen und somit etwas zu sagen zu haben. Du weißt mehr als andere, kannst deinen Beitrag zu einer Diskussion beitragen und deinen Standpunkt vertreten.
7. Lernen verleiht die Macht, etwas zu verändern
Der erste Schritt, etwas zu verändern, ist zu wissen, was überhaupt das Problem ist. Und nur diejenigen, die dann genug Wissen haben, können Veränderungen in Gang setzen.
Zum einen geht es hierbei um deine persönliche Veränderung. Wenn du etwas in deinem Leben verändern und unabhängig sein möchtest, musst du wissen, wie das geht.
Zum anderen kannst du aber auch außerhalb deines eigenen Lebens etwas verändern.
Du kannst dich für andere einsetzen und einen Unterschied bewirken. Durch dein Wissen hast du die Macht, etwas zu verändern. Und seit Spiderman wissen wir: „Aus großer Macht folgt große Verantwortung“, denn die entscheidenden Entscheidungen und Veränderungen trifft immer derjenige, der die Verantwortung trägt.
8. Lernen lehrt Fähigkeiten fürs Leben
Gerade in der Schule fragt man sich doch des öfteren: Wozu lerne ich das Ganze eigentlich? Muss ich wirklich wissen, was die dritte Ableitung der Sinuskurve ist?
Das schöne am Lernen ist, dass es nicht unbedingt um die Inhalte geht, die dabei vermittelt werden. Vor allem lehrt einen der Prozess des Lernens selbst Fähigkeiten, die im Leben nützlich sind.
Und ich habe – zugegeben – ein wenig gebraucht, um den Satz: „Nicht für die Schule, sondern für das Leben lernen wir.“ richtig zu verstehen.
Es geht hierbei nämlich nicht darum, dass du im späteren Leben davon profitieren wirst, die Hauptgruppen des Periodensystems auswendig gelernt zu haben. Es geht darum, sich Fähigkeiten anzueignen wie Disziplin, auf die eigenen Fähigkeiten zu vertrauen, Aufgaben zu einem bestimmten Zeitpunkt hin zu erledigen, sich selbst motivieren zu können, auch wenn man keinen Spaß an der Aufgabe hast.
9. Lernen ist ein Privileg
Erst 1886 wurden in Deutschland Frauen zum Abitur zugelassen, die erste Studentin wurde 1899 an einer deutschen Uni eingeschrieben (sie studierte Medizin), und erst seit 1977 dürfen Frauen ohne die Erlaubnis ihres Mannes arbeiten.
Bildung und die Möglichkeit, sich einen Beruf aussuchen zu können, sind demnach ein Privileg, für das viele Generationen gekämpft haben und das in Teilen der Welt immer noch einigen verwehrt ist. Und auch in Deutschland ist es keine Selbstverständlichkeit, an einer Universität zu studieren, denn die soziale Herkunft entscheidet bei vielen, ob sie einen akademischen Bildungsweg einschlagen, oder nicht.
Anstatt sich also über das Lernen aufzuregen, sollte man eher dankbar dafür sein.
10. Lernen ist das, was du daraus machst
Es gibt nicht ‚das Lernen‘, und auch der individuelle Lernprozess kann sich täglich verändern. An manchen Tagen steht dir mehr der Sinn danach, auszuprobieren, an anderen danach, dich mit Freundinnen auszutauschen und manchmal auch lieber für dich alleine, vielleicht mit entspannter Hintergrundmusik, ein Buch zu lesen und dich in ein Thema reinzudenken. Lernen ist vielfältig und letztendlich genau das, was du daraus machst.
Wenn du Lernen lieben möchtest, gestalte es so, wie es dir am besten gefällt.
Haben dich diese 10 Gründe überzeugt?
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